Siegfried A. Fruhauf´s Exterior Extended ist ein Paradebeispiel für die künstlerische Strategie, aus einem Minimum an Einzelelementen mittels Kombinatorik ein Maximum an Wirkung zu erzielen. Ein 35mm–Fotofilm mit 36 Aufnahmen reichte ihm als Ausgangsmaterial für eine stringente Studie zur Thematik der filmischen Raumwahrnehmung. Als Motiv diente ihm eine verfallene, von Pflanzen wild überwucherte Ruine eines Wohnhauses am Land. Er fotografierte ausschließlich von innen nach außen ebenerdig durch rahmenlose Fensteröffnungen, welche immer mit in den Bildern zu sehen sind. Dadurch werden sowohl die einzelnen Landschaftsfotografien eingerahmt, als auch die Grenze zwischen Innen– und Außenraum klar definiert.
Fruhauf bearbeitete diese Fotoserie digital und schichtete die Aufnahmen systematisch sowohl positiv als auch negativ mehrfach übereinander. Das Ergebnis dieses Arbeitsprozesses ist in Exterior Extended zweimal hintereinander zu erleben, getrennt durch die kurz auftauchende Einstellung von der Geburt eines Menschen. Der hartkontrastige Schwarzweißfilm entwickelt aufgrund der Bildschichtungen und der Montage eine starke Sogwirkung, welche durch den rhythmischen, synthetischen Minimal–Soundtrack zusätzlich unterstrichen wird. Fruhauf führt in seiner Arbeit Konzepte des strukturellen Films weiter, in dem er die klassischen bzw. historischen Medien Film und Fotografie mit digitalen Bildbearbeitungsmethoden kombiniert. Der Filmemacher entwirft mit Exterior Extended eine Art experimentelles Schlachtgemälde, in dem er die Kontrahenten Schwarz vs. Weiß, Positiv vs. Negativ, Innenraum vs. Außenraum, Natur vs. Architektur, Analog vs. Digital, Standbild vs. Bewegungsbild und 2D vs. 3D auf der Leinwand antreten lässt.
(Norbert Pfaffenbichler)

Innen- und Außenraum verschwimmen im rasenden Stakkato digitaler Bildschichtung, ein dem Film eigener, subjektiv erfahrbarer Raum entsteht. Der/die Betrachter/in dringt in dieses imaginäre Innere des Mediums vor – geleitet vom Sog epileptischen Bildflimmerns. Ein subtiles Spiel mit der (Kino-)Wahrnehmung, montiert aus 36 Einzelbildern.
Ein epileptisches Kinostück. Kader für Kader hat Siegfried A. Fruhauf analoges Filmmaterial digital bearbeitet, neu geordnet und schlussendlich auf 35mm-Film rückkopiert. Das Ergebnis ist fordernd und radikal: Während der eigentliche Blick aus einer Hausruine in einen Garten führt, verschwimmen mit zunehmender digitaler Bildschichtung Innen-und Außenraum. Ein dem Film eigener, subjektiv erfahrbarer Raum entsteht: dessen imaginäres Inneres.
(Diagonale Katalog 2013)

Es ist unmöglich, damit das Verhältnis von subjektiver Innenwelt und Außen zu klären, aber Exterior Extended will mit einem lustvollen Verlangen nach Wahrnehmung eine gewisse Sichtbarkeit dieses Verhältnisses generieren, etwas in eine Beschaubarkeit jenseits von Beschaulichkeit bringen. Eine Essenz, die auf den Reiz setzt, optische Erscheinungen nutzt und zelebriert – pures Kino.
(Siegfried A. Fruhauf)

Siegfried A. Fruhauf´s Exterior Extended is a prime example of an artistic strategy whereby a maximum effect is achieved through the combination of a minimum of individual elements. A 35mm film with thirty–six photos on it suffices as starting material for a stringent study on the theme of spatial perception in film. As motif, Fruhauf takes a dilapidated ruin of a house in the countryside wildly overgrown with plants. He photographs exclusively from the inside to the outside, ground level, through frameless window openings, which are consistently visible in the photos. This hereby frames the individual landscape photos, and clearly defines the border between inside and outside.
Fruhauf worked out the photo series digitally, layering the photos systematically, both positive as well as negative, multiply on top of one another. The result of this working process can be experienced twice in a row in Exterior Extended, separated by a shot of a human birth, which appears briefly. The sharp contrast black–and–white film develops a strong vacuum effect due to the image layering and montage, which is additionally highlighted by the rhythmic, synthetic, minimal soundtrack. In his work, Fruhauf continues concepts of structural film by combining the classical, historical mediums of film and photography with digital image processing methods. In Exterior Extended the filmmaker drafts an experimental battle painting by allowing the opponents to appear on screen: black vs. white, positive vs. negative, inside vs. outside, nature vs. architecture, analogue vs. digital, freeze frame vs. motion picture, and 2D vs. 3D.
(Norbert Pfaffenbichler)
Translation: Lisa Rosenblatt

Interior and exterior space blur in a frenzied staccato layering of digital imagery, creating the film’s distinctive sphere of subjective experience. The spectator penetrates the medium’s imaginary interior – drawn in by the undertow of glimmering pictures. A subtle game of perception assembled from 36 individual frames.

(Siegfried A. Fruhauf)


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